Sprungbrett Gymnasium
Der kostenlose Vorbereitungskurs soll Jugendlichen aus Familien mit finanziellen Schwierigkeiten dabei helfen, ihre Ziele zu erreichen und eine solide Grundlage zu legen, um die Aufnahmeprüfung ins Kurzzeitgymnasium erfolgreich zu bestehen.
Rafaela
2024
Impressionen
Interview
Was hat dich zu diesem Projekt inspiriert?
Eine gute Bildung öffnet viele Türen. Doch um eine gute Bildung zu erreichen, müssen einige Hürden überwunden werden. Geld kann diese Hindernisse verringern und leichter überwindbar machen. Finanzielle Schwierigkeiten hingegen erhöhen diese Hürden und erschweren das Vorankommen. Dies führt zu Ungleichheiten und einem Teufelskreis.
Diejenigen, die eine gute Ausbildung geniessen, können einen gut bezahlten Job finden, was wiederum zu mehr Einkommen führt. Mit diesem Geld können sie ihre Kinder unterstützen, die gleichen Chancen zu ergreifen. Und so weiter. Ohne finanzielle Unterstützung jedoch gestaltet sich die Zukunft schwieriger und unsicherer.
Eltern, die es sich nicht leisten können, die Ausbildung ihrer Kinder zu fördern, können ihnen nicht helfen, ein höheres Bildungsniveau zu erreichen. Infolgedessen arbeiten diese Kinder möglicherweise in schlecht bezahlten Jobs. Das wiederum bedeutet, dass auch deren Kinder nicht die notwendige Unterstützung für einen höheren Bildungsabschluss erhalten. Dieser Kreislauf setzt sich fort.
Ein Beispiel dafür, wie Eltern in der Schweiz ihre Kinder unterstützen können, sind Vorbereitungskurse. Um im Kanton Zürich in das Gymnasium aufgenommen zu werden, muss man eine Aufnahmeprüfung bestehen. Da die öffentlichen Sekundarschulen den Schüler*innen jedoch nicht immer das nötige Wissen für diese Prüfungen vermitteln, schliessen Vorbereitungskurse diese Wissenslücken – allerdings sind sie kostenpflichtig.
Während meiner Arbeit mit Menschen in finanziellen Schwierigkeiten habe ich oft über dieses Thema gesprochen: die Ungleichheit im Bildungswesen. Viele Betroffene berichteten mir von unterschiedlichen Fällen, die das problematische System des Zugangs zu Gymnasien betreffen.
In diesem Moment wusste ich, was ich tun wollte.
Welche Vision hast du für das Projekt?
Das übergeordnete Ziel ist, die Chancengleichheit im Bildungsbereich zu fördern.
Was ist die genaue Projektidee?
Ich will einen kostenlosen Vorbereitungskurs ins Kurzgymnasium anbieten, um Jugendlichen und Kindern aus Familien, die finanzielle Schwierigkeiten haben, zu helfen, ihre Ziele zu erreichen. Indem man ihnen die notwendigen Grundlagen vermittelt, erhöhen sich nicht nur ihre Chancen, die Aufnahmeprüfung zu bestehen, sondern auch, eine bessere Lehrstelle zu finden. Zudem steigen ihre Chancen, in der Schule erfolgreich zu sein. Der Kurs ist darauf ausgelegt, sämtliche Wissenslücken zu schliessen und gezielt auf die individuellen Bedürfnisse der Schüler*innen einzugehen.
Wie wurde das Projekt umgesetzt?
Dieser Kurs findet in Zwicky Süd, einer Genossenschaft, statt. Jeden Sonntag von 9 bis 11 Uhr unterrichte ich Mathematik und Deutsch. Der Kurs hat zu Beginn des Schuljahres gestartet und endet Ende Februar, kurz vor der eigentlichen Prüfung.
Was ist ein Highlight des Projekts?
Bisher gab es viele wunderbare Momente im Projekt. Doch ich denke, die schönsten waren, als die Schüler*innen begonnen haben, wirklich zu verstehen. Anfangs war ihr Wissensstand sehr unterschiedlich, und es gab viele Lücken in ihrer Bildung. Jetzt fangen sie an, diese Lücken zu schliessen. Wenn wir Beispiele für die Übungen durchgehen, melden sie sich immer häufiger, um eine Antwort zu geben. Wenn ihre Antwort richtig ist, strahlen sie vor Freude – das ist ein wunderschöner Moment, den zu beobachten.
Was ist für die Zukunft des Projekts geplant?
Ich hoffe, die Zukunft der Jugendlichen, mit denen ich arbeite, positiv beeinflussen zu können. Mein Ziel ist es, ihnen die Möglichkeit zu geben, frei zu entscheiden, welchen akademischen Weg sie einschlagen möchten, und sie dabei zu unterstützen, ihre Ziele zu erreichen. Ich hoffe, dieses Projekt auch in den kommenden Jahren fortführen zu können. Allerdings könnte es eine Herausforderung sein, genügend interessierte Schüler*innen zu finden. Der nächste Schritt besteht darin, die Jugendlichen während der kommenden sechs Monate weiterhin zu unterstützen. Sollten mehr Schüler*innen Interesse zeigen, würde ich das Projekt gerne langfristig fortsetzen.