Mental Wellbeing Community (MeWell)

Stigmatisierung und Tabuisierung der psychischen Gesundheit entgegenwirken

MeWell möchte eine psychologisch positive Kultur an den Hochschulen in Zürich erreichen. Mit Veranstaltungen und Gemeinschaftsaktivitäten informieren sie zum Thema psychische Gesundheit und vernetzen Studierende und Mitarbeitende.

Projekt von

Miguel, Stella, Tiyam, Jonas, Natacha, David, Anastasia, Mohammad und Tiara

Award-Teilnahme

2021

Impressionen

Board Day: Im November 2020 kam der Vorstand von MeWell für einen halben Tag zusammen, um die zukünftige Strategie von MeWell zu planen (Veranstaltungsthemen/-frequenz, Teilnehmerfeedback, Social-Media-Strategie).
Board Day: Im November 2020 kam der Vorstand von MeWell für einen halben Tag zusammen, um die zukünftige Strategie von MeWell zu planen (Veranstaltungsthemen/-frequenz, Teilnehmerfeedback, Social-Media-Strategie). © MeWell
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Workshop mit Diego Hangartner zum Thema Mental Balance. Zusammenarbeit mit VMUSYS.
Workshop mit Diego Hangartner zum Thema Mental Balance. Zusammenarbeit mit VMUSYS. © MeWell
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Board Day: Im November 2020 kam der Vorstand von MeWell für einen halben Tag zusammen, um die zukünftige Strategie von MeWell zu planen (Veranstaltungsthemen/-frequenz, Teilnehmerfeedback, Social-Media-Strategie).
Board Day: Im November 2020 kam der Vorstand von MeWell für einen halben Tag zusammen, um die zukünftige Strategie von MeWell zu planen (Veranstaltungsthemen/-frequenz, Teilnehmerfeedback, Social-Media-Strategie). © MeWell
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Workshop mit Diego Hangartner zum Thema Mental Balance. Zusammenarbeit mit VMUSYS.
Workshop mit Diego Hangartner zum Thema Mental Balance. Zusammenarbeit mit VMUSYS. © MeWell
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Board Day: Im November 2020 kam der Vorstand von MeWell für einen halben Tag zusammen, um die zukünftige Strategie von MeWell zu planen (Veranstaltungsthemen/-frequenz, Teilnehmerfeedback, Social-Media-Strategie).
Board Day: Im November 2020 kam der Vorstand von MeWell für einen halben Tag zusammen, um die zukünftige Strategie von MeWell zu planen (Veranstaltungsthemen/-frequenz, Teilnehmerfeedback, Social-Media-Strategie). © MeWell
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Workshop mit Diego Hangartner zum Thema Mental Balance. Zusammenarbeit mit VMUSYS.
Workshop mit Diego Hangartner zum Thema Mental Balance. Zusammenarbeit mit VMUSYS. © MeWell
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MeWell Veranstaltungskalender für 2021 mit einem Thema pro Kalendermonat. © MeWell

Interview

Was hat euch zu diesem Projekt inspiriert?

Es ist allgemein bekannt, dass gesundheitliche Beeinträchtigungen eine ernsthafte persönliche, soziale und wirtschaftliche Belastung darstellen. Fragen der psychischen Gesundheit sind ein Teil dieser Beeinträchtigungen, die leider im öffentlichen Bewusstsein vor allem aufgrund der Tabuisierung des Themas untergehen.

Psychische Erkrankungen sind weit verbreitet. Bis zur Hälfte der Bevölkerung leidet im Laufe ihres Lebens an einer psychischen Erkrankung [1]. Junge Menschen stellen in dieser Hinsicht eine besonders gefährdete Altersgruppe dar -75% der psychischen Erkrankungen treten vor dem Alter von 25 Jahren auf.

Psychische Erkrankungen sind eine schwere persönliche Belastung, denn nicht nur die Krankheit selbst, sondern auch die Stigmatisierung führen in der Schweiz zu sozialer Isolation und, bei schweren psychischen Erkrankungen, die nicht verheimlicht werden können, sogar zu Arbeitslosigkeit[2].  Zudem hindert die hohe Stigmatisierung, neben dem mangelnden Allgemeinwissen über psychische Erkrankungen, die Menschen oft daran, rechtzeitig eine angemessene Behandlung zu erhalten. Ein äquivalenter Kostenwert von 4% (~22 Mrd. CHF) des Schweizer BIP wird für direkte und indirekte Kosten aufgrund der psychischen Gesundheit ausgegeben[3],[4] (dies inkludiert Behandlungskosten, entgangene Arbeitsleistung und Leistungen der Invalidenrente). Es gibt Hinweise darauf, dass ein Teil dieser Kosten eingespart werden könnte, wenn die psychische Gesundheit nicht stigmatisiert würde. 

In der Schweizer Allgemeinbevölkerung gibt es daher eklatante Defizite in Bezug auf das Wissen über psychische Gesundheit und die Prävention und Inanspruchnahme professioneller Hilfe bei psychischen Erkrankungen. So nehmen beispielsweise 80% der jungen Menschen mit psychischen Erkrankungen keine Behandlung in Anspruch[5]. Diese Defizite werden noch verstärkt, wenn es durch bestimmte Ereignisse, wie die COVID-19-Pandemie, oder durch bestimmte Arbeitsumstände, wie z.B. während des Promotionsstudiums, zu einer lang anhaltenden erhöhten psychischen Belastung kommt[6],[7]. Studien[5],[8] zeigen, dass mehr als ein Drittel der Doktorand*innen von häufigen psychischen Erkrankungen betroffen sein kann. Darüber hinaus sind junge Menschen von allen Altersgruppen am stärksten von der Zunahme psychischer Belastungen und depressiver Symptome durch Massnahmen aufgrund der COVID-19-Pandemie betroffen (27.3% der unter 25-jährigen zeigten mittlere oder schwere depressive Symptome im November 2020[6]).

Das Problem der Stigmatisierung und Tabuisierung (Bühler et al. (2018), «Wie geht es Ihnen?» A Mental Mood Survey of Switzerland) der psychischen Gesundheit und des Wohlbefindens, die nicht zuletzt die junge Schweizer Bevölkerung betrifft, waren die Inspiration für die Gründung von MeWell.

Was ist eure genaue Projektidee?

Unsere Idee, der Stigmatisierung und Tabuisierung der psychischen Gesundheit entgegenzuwirken, besteht darin, Fakten über psychische Gesundheit zu vermitteln. Dies soll den allgemeinen Wissensstand erhöhen (z.B. wie häufig sind psychische Erkrankungen, was sind die Symptome häufiger psychischer Erkrankungen, wo bekommt man adäquate Hilfe, was kann man präventiv zur Stärkung der psychischen Gesundheit tun), unbewusste, implizite Vorurteile abbauen und durch frühere Inanspruchnahme von Hilfe und Prävention nicht nur individuelles Leid, sondern auch wirtschaftliche Folgekosten reduzieren. Da das Thema psychische Gesundheit stigmatisiert und tabuisiert ist, halten wir es für wichtig, nicht nur das Wissen an sich zu vermitteln, sondern auch deutlich zu machen, woher es kommt. Zwei Informationsquellen halten wir dabei für besonders vertrauenswürdig: wissenschaftliche Forschung und persönliche Erfahrungen aus erster Hand. Durch die Förderung des kritischen Denkens und die Vermittlung neuen Wissens während des Studiums werden die Studierenden bereits darin geschult, neues Wissen einzuordnen und gegebenenfalls Vorurteile über psychische Gesundheit zu hinterfragen. Darüber hinaus hat die Verbesserung des Informationsstands junger Menschen über die Prävention psychischer Erkrankungen und die Förderung eines (psychisch) gesunden Lebensstils Auswirkungen auf den Rest ihres Lebens. Unsere Idee ist es, an den Zürcher Hochschulen sowohl professionelle als auch gemeinschaftsorientierte Aktivitäten zur Sensibilisierung und Bekämpfung des Stigmas rund um psychische Gesundheit anzubieten, die allen offen stehen.

Welche Vision habt ihr für euer Projekt?

Eine psychologisch positive Kultur an den Hochschulen in Zürich, in der alle Studierende und Mitarbeitende an einer normalisierten Kultur der psychischen Gesundheit teilnehmen. Studierende sowie Mitarbeitende unterstützen sich gegenseitig in ihrer psychischen Gesundheit und wissen, wo sie bei Bedarf professionelle psychische Hilfe finden.

Was habt ihr bis jetzt konkret gemacht?

Seit 2019 (seit Januar 2020 als gemeinnütziger Verein) haben wir diese Gemeinschaft aufgebaut, die auf drei Säulen beruht:

  1. Sensibilisierung für das Thema psychisches Wohlbefinden im akademischen Bereich durch die Organisation von Veranstaltungen.
  2. Schaffung einer Gemeinschaft, an der sich jeder beteiligen kann.
  3. Erstellung einer Datenbank mit Informationen über alle Ressourcen für psychische Gesundheit in Zürich (Link auf unserer Website).

Bis jetzt haben wir uns hauptsächlich auf die Organisation von Veranstaltungen konzentriert, die zwei Hauptbereiche abdecken:

  • Bewusstsein für psychische Gesundheit: Unser Programm zur Sensibilisierung für psychische Gesundheit besteht aus Bildungsaktivitäten, die darauf abzielen, unsere Gemeinschaft über verschiedene Aspekte der psychischen Gesundheit zu informieren und aufzuklären. Es besteht aus regelmässigen Vorträgen von Wissenschaftler*innen und Fachleuten des Gesundheitswesens, moderierten Rundtischgesprächen, bei denen die Teilnehmer*innen über ihre eigenen Erfahrungen mit psychischer Gesundheit/Krankheit sprechen (können), und Informationen auf unserer Website. Als Vorzeigeprojekt wird einmal im Jahr eine «Woche der seelischen Gesundheit» veranstaltet, die eine ganze Woche lang Veranstaltungen zur Sensibilisierung und zum Aufbau einer Gemeinschaft bietet.
  • Gemeinwesenarbeit und Gemeinschaftsveranstaltungen: Community Outreach-Veranstaltungen dienen der Teambildung, der Einbindung unserer Gemeinschaft und der potenziellen Überweisung von Menschen an professionelle, beeinträchtigte psychische Gesundheitsdienste. Z.B.: Spieleabende (online/offline), Fahrradtouren, Abendspaziergänge, Museumsbesuche.

Im Jahr 2021 wurde jeden Kalendermonat ein Thema zur psychischen Gesundheit zugewiesen, und es wurden 1-2 Präsentationen oder Veranstaltungen pro Thema und Monat organisiert.

Von Anfang an hatten wir Unterstützung von AVETH, SPH, «Wie Geht's Dir» und seit diesem Jahr auch vom VSETH und direkt von der Prävention und Gesundheitsförderung Kanton Zürich. Einige unserer Veranstaltungen konnten wir auch durch Kooperationen mit Hochschulverbänden wie VMUSYS und PPA-PSI finanzieren.

2019: 7 Community Veranstaltungen, Mental Health Day (1 Community Veranstaltung + Kooperation mit «Wie Geht's Dir» -Kampagne)

2020: 11 Community Veranstaltungen, 4 professionelle Vorträge/Workshops, 2 Roundtable Diskussionen, Mental Health Week (6  professionelle Vorträge/Workshops + 1  Community Veranstaltung + Kooperation mit «Wie Geht's Dir» -Kampagne); Mehrere Mitglieder des MeWell-Vorstands haben ein Schulungsprogramm für Erste Hilfe für psychische Gesundheit absolviert (freundlicherweise von ensa bereitgestellt); Gemeinnütziger Verein (steuerbefreit); Projekt des ETH Student Project House

2021: 5 (+2 geplant) Community Veranstaltungen, 9 (+3 geplant) professionelle Vorträge/Workshops, 7 (+3 geplant) Roundtable Diskussionen, Mental Health Week (geplant: 7 professionelle Vorträge/Workshops + 1  Community Veranstaltung);  anerkannter Verein des Verband der Studierenden an der ETH (VSETH)

Was ist für die Zukunft des Projekts geplant?

Seit Beginn der COVID-19-Pandemie finden alle Community-Events online statt. Nach einer erfolgreichen Implementierung dieses Formats ist eine der nächsten Änderungen, die wir hoffen, wieder einzuführen, die häufigere Durchführung von Veranstaltungen vor Ort, um unser Angebot an Sensibilisierungs- und Community-Events weiter auszubauen. Zudem fanden die meisten Veranstaltungen bisher an der ETH Zürich (oder online) statt. Die nächsten Meilensteine ​​sind weitere Veranstaltungen an der Universität Zürich und anderen Hochschulen in Zürich zu organisieren, damit wir unser Angebot auf weitere Zürcher Hochschulen ausweiten, engere Kooperationen mit anderen Hochschulen und eine breitere Finanzierungsbasis für unsere Kosten (hauptsächlich Referent*innenhonorare und Werbekosten) erzielen. Insgesamt hoffen wir, dass unser ständiges Veranstaltungsangebot uns auch hilft, neue Kooperationen mit Partner*innen zu erwirtschaften, unsere Freiwilligenbasis zu vergrössern und neue Konzepte und Ideen zu konzipieren, um noch bessere Aktivitäten für unsere Gemeinschaft anzubieten.

Was war ein Highlight eures Projekts?

In den schwierigen Zeiten, die durch den Ausbruch der COVID-19-Pandemie verursacht wurden, konnten wir eine Online-Veranstaltung organisieren, um den psychologischen Stress der Menschen zu lindern, der durch die Pandemie verursacht wurde. Der bekannte Astronaut Claude Nicollier und der analoge Astronaut Avgoustos Pantazidis präsentierten das Thema «Isolation im Weltraum». Für die Organisation dieser Veranstaltung, an der mehr als 400 Personen aus unserem Zielpublikum teilnahmen, arbeitete MeWell mit AVETH, VSETH und der griechischen Newspace Society zusammen.

Quellenverweise

[1] OECD (2012), https://doi.org/10.1787/9789264124523-en
[2] Richter und Hoffmann (2017), https:/doi.org/10.1017/S1121189X00002621
[3] OECD/EU (2018), https://doi.org/10.1787/23056088
[4] Jäger et al. (2018), https://doi.org/10.5167/uzh-10492
[5] Werlen et al. (2020), https://doi.org/10.1186/s12889-020-09577-6
[6] Levecque et al. (2017), https://doi.org/10.1016/j.respol.2017.02.008
[7] Quervain et al. (2020), https://doi.org/10.31219/osf.io/6cseh
[8] Evans et al. (2018), https://doi.org/10.1038/nbt.4089

Weitere Informationen

Titelbild: © MeWell